Als die Entscheidung für Angkor gefallen ist, haben wir uns (also ich mir) erstmal Gedanken gemacht, wie wir das Ganze angehen wollen.
Einfach mal drauf los und schauen was passiert? Vorher die Tempel aussuchen? Mit Guide oder ohne? Zu Fuß oder mit dem Fahrrad oder ... ?
Fragen über Fragen.
Was man sehr schnell lernt, falls man es noch nicht wusste: Angkor ist riesig und so viel mehr als Angkor Wat. Das mag mit Abstand am berühmstetesten sein (daran konnte bisher auch eine gewisse Angelina Jolie nichts ändern), und sicher auch sehr schön und beeindruckend - Platz 1 belegt er bei uns nicht. Eher Platz 3 bis 4.
Die über 9000 Jahre alte Stadt/Staat (? - ich hab zugehört, ich schwöre) - einigen wir uns auf Königreich, das stimmt auf jeden Fall - erstreckt sich auf ca. ca. 1.000 km² und man kann derzeit über 1000 Tempel besuchen (und wenn man sucht oder beim Suchen hilft findet man noch mehr) - laufen ist also an sich nur halbwegs schlau. Und gegebenfalls sollte man sich doch den ein oder anderen Gedanken machen, welchen Tempel man sehen will.
Sehr sehr sehr sehr hilfreich und empfehlenswert ist die deutschsprachige Seite visit-angkor.org.
Hier findet man wirklich fast alle Informationen - von Verhaltens- und Kleidervorschriften, Öffnungszeiten, sinnvolle Rundwege und warum nicht in der anderen Richtung, Fotospots, Eintrittspreisen und Tipps dazu über "was darf ein Tuktuk kosten" zu "was bitte nicht", "welcher Guide ist gut", "Welcher Tuktuk-Fahrer ist gut" - und noch viel mehr.
Eine Frage die man sich auch schnell stellt: Sonnenaufgang über Angkor Wat - tu ich mir das wirklich an?
Eventuell mal ein YT-Video ansehen, also man sollte Menschen schon mögen.
Ich war lange bei nein, irgendwann dann aber bei ja. Bei uns waren die Tempel auch leer, es wäre bestimmt toll gewesen. Wenn nicht dieser vermaledeite Wetterverantwortliche ... nun ja.
Und dann fragt man sich: wie viele Tage brauchen wir? Und mit oder ohne Guide? Deutschsprachig?
Für uns war recht schnell klar, dass wir erstmal 2 volle Tage machen, einmal den Small und einmal den Grand Circuit. Und das wir an beiden Tagen einen Guide wollen. Viele nehmen ihn nur für einen Tag, oder auch gar nicht.
Und wir wollen unseren eigenen Guide, der auf uns eingeht und nicht einer Gruppe hinterherrennen. Erst haben wir nach englischsprachigen Guides gesucht, diese sind auch günstiger (klar, Angebot und Nachfrage), dann haben wir uns aber doch für einen deutschsprachigen entschieden.
Vorgeschlagen werden auf visitangkor glaube ich 3 deutschsprachige, viel mehr hat meine google Recherche auch nicht ergeben. Wobei es wohl aber eine Datenbank geben soll.
Gefunden haben wir Samnang "Sam" Hul (
https://www.kambodscha-yourangkorguide.com/) - und wir LIEBEN ihn einfach. Sam ist der allerallerallerbeste Guide, Fotograf, Geschichtenerzähler, Landeskenner, Doofefragenbeantworter, Absperrungenignorierer, Fahrer - und Apsaratänzer.
Er hat auch auf mein Knie Rücksicht genommen ("oh, ist blöd mit dem Knie, oder? Aber da hinten ist toll - geh lieber da rum" - am Ende sind wir an den zwei Tagen dennoch über 50km über Wurzeln und Steine gekraxelt - eine Schleimbeutelentzündung war dann das Ergebnis). Er schlägt einem auch Touren vor, man kann diese aber individuell anpassen.
Für beide Tage zusammen haben wir 240 USD gezahlt.
Das ist unser Sam (damit hier wenigstens ein Foto drin ist)
Man kann Angkor auch ohne Guide machen, wir haben auch verschiedene Schautafeln gesehen - aber nach dem Erlebnis mit Sam glauben wir, dass man sehr viele Details übersieht. Und sicher auch den ein oder anderen tollen Blickwinkel verpasst. Und einen ganz tollen Menschen nicht kennenlernen würde.
Und auch ein Hilsprojekt nicht kennenlernen würde welches wir mittlerweile unterstützen (und das obwohl es für Menschen ist und ich zu 95% Tierprojekte unterstütze).
Sam arbeitet auch für das Kinder-Hilfsprojekt Children's Dream e.V. der pensionierten deutschen Lehrerin Ange Dries-Behrenbeck. Deren Hauptintension ist der Satz "damit Bildung kein Traum bleibt". Dort werden Kinder nach der Schule hauptsächlich in den Fächern "Englisch" und "IT" unterrichtet.
Auf Wunsch kann man bei jeder seiner Touren auch "seine" Schule, auf die er spürbar stolz ist, besuchen. Da ich eine langsame Schnecke bin und wir am zweiten Tag am Ende jeden weiteren Schritt verweigert haben, ist es dazu leider nicht gekommen.
Dass Ange aber eine sehr nette und hilfsbereite Person ist, durfte ich feststellen, als Sam kurz vor dem Urlaub verschwunden war. Ich wollte nochmal die Tour rückversichern und ein paar Änderungen machen - 3 Mails an verschiedenen Adressem, SMS und WhatsApp an zwei Nummern - nichts.
So leichte Panik kam auf - bis mir eine Recruiter/Arbeitsvermittlerweisheit einfiel: wenn du den Mann/Sohn nicht erreichst - wende dich an die Frau/Mutter.
Also eine kurze Mail an Ange, dass wir eine Tour gebucht hätten aber Sam nicht erreichen können, ob sie denn zufällig wüsste, wo er ist - und kurz darauf kam die Antwort: sie möchte sich entschuldigen, er ist sehr eingespannt, aber sie hätte in seinen Kalender geschaut und falls wir Roland und Sabine sind stehen wir drin.
Super! Den Felsbrocken habt ihr bestimmt fallen hören, auch wenn ihr ihn nicht zuordnen könnt.
Ich habe mit Ange noch ein bisschen geschrieben, auf Nachfrage hat Sam uns auch noch viel erzählt und selbstverständlich haben wir ihm am Ende Geld für die Schule gegeben.
Ange hat sich dann per Mail bedankt, sie hat spontan Schulhefte gekauft und sie hat uns dieses Foto von der Klasse mit ihren Heften geschickt.
So, jetzt habt ihr viel Input zu wie, weshalb, warum etc - bald bekommt ihr auch das Ergebnis der Bemühungen.
Ich werde es tempelweise machen, sonst verlieren wir alle den Überblick.
Ach ja, ganz vergessen, wir haben unsere Tickets vorab online gekauft. Falls ihr sie vor Ort kauft müsst ihr Passbilder mitnehmen.