Sonntag, 12. Juli 2009
Im Best Western Cocoa Inn wird continental breakfast angeboten, der Frühstücksraum fasst ca. 40 Personen. Obwohl schon einiges los ist, finden wir schnell einen Platz und frühstücken ausgiebig. Danach räumen wir unsere Koffer wieder ein, die wir für die eine Nacht ohnehin nicht richtig ausgepackt haben.
Beim Auschecken ist wieder der alte Mann von gestern Abend an der Rezeption und wir bedanken uns nochmal höflich für den Tipp mit Grandpa’s Steakhouse. Als Antwort hören wir:
„I hob no nie Beschwerden g’hobt, desweg’n schick‘ i di Leit durt a immer hin.“ Obwohl wir wissen, dass in Florida auch viele Deutsche und/oder Österreicher anzutreffen sind, muss unser Gesicht filmreif gewesen sein. Im weiteren Gespräch erfahren wir, dass er aus Salzburg ist und schon 1960 nach USA ausgewandert ist. Wir verabschieden uns noch und machen uns dann erneut auf den Weg ins Kennedy Space Center.
Auf dem Weg dorthin machen wir einen Zwischenstopp bei der Astronaut Hall of Fame, die sehr sehenswert ist.
Gegen Mittag fahren wir weiter zum KSC, wo die Warteschlangen noch nicht allzu lange waren.
Eigentlich haben wir damit gerechnet, dass wir alle elektronischen Geräte bei der Kontrolle einschalten müssen, dem war jedoch nicht so. Wir erkundigen uns, wo man den Start am besten mitverfolgen kann. Dies wäre möglich im Bereich des Rocket Garden (mit Videowall) sowie an der Ecke zur Zufahrtsstraße (dort wo das Explorer-Shuttle ausgestellt ist). An der Ecke zur Zufahrtsstraße haben schon einige Leute ihre Klappsessel platziert.
Wir hören uns um 12 Uhr noch das stündliche Briefing zum Shuttle-Start an. Von der technischen Seite ist alles perfekt und nur das Wetter könnte dem Shuttle-Start im Wege stehen.
Ein Blick zum Himmel und wir sehen nur Sonnenschein und so gut wie keine Wolken und sind dem nahenden Ereignis sehr positiv eingestellt. Nun suchen wir uns auch einen guten Fotoplatz für den Shuttle-Start und erwischen tatsächlich noch einen Platz an der Kreuzung zur KSC-Einfahrt gleich neben der Mauer. Diese ist auch ideal, um mein Mini-Stativ (nicht größer als ca. 60cm) aufzustellen. Um es die nächsten Stunden gemütlich zu haben, kaufen wir auch noch 2 Klappsessel. Wir hätten zwar 2 Stück im Auto, doch die Schlange am Eingang ist mittlerweile sehr lang und keiner von uns hat Lust, sich dort noch mindestens 1 Stunde anzustellen. Unsere Beschäftigung während der nächsten Stunden besteht aus Wasserkäufen (es ist sehr heiß, die Sonne sticht richtig vom Himmel) und der zeitweiligen Verteidigung unseres Platzes.
Es ist schon manchmal interessant, wie man in ein nettes und höfliches Gespräch über die Abflugrichtung des Shuttles verwickelt wird, und die Leute dann gleich auf uns kleben bleiben möchten, weil wir doch recht gute Plätze hatten. Die beste Idee hatte eine Dame, die den Mülleimer in unsere Richtung verschieben wollte, um einen Platz ganz vorne zu bekommen. Zu diesem Zeitpunkt waren wir schon ca. 2 Stunden da und ich habe ihr dann ganz höflich und nett erklärt, dass sie den Mülleimer gerne verschieben kann, wohin auch immer sie möchte – aber in die andere Richtung. Ungefähr um 6 Uhr abends (also etwas mehr als 1 Stunde vor dem geplanten Start) wurde es dann spannend.
Im Norden und Westen zogen immer dünklere Wolken auf und man konnte es sogar ein paar Mal donnern hören. Über die aufgestellte Videowall bzw. über die Lautsprecher gab es mittlerweile alle paar Minuten Updates über den bevorstehenden Start. Die Astronauten saßen schon eine Weile im Shuttle und der Countdown war bereits bei "
T – 00:09:00" und „
Hold“ angelangt. Es war kurz vor 7 pm und von der Sonne war mittlerweile kaum noch etwas zu sehen. Die Menge lauschte der nächsten Lautsprecherdurchsage, die mitteilte, dass der Start aufgrund der bestehenden Wettersituation leider noch einmal verschoben werden muss.
Nun gab es enttäuschte Gesichter, wo man nur hinsah, doch die Sicherheit der Astronauten geht natürlich vor. Die Menschenmassen packten ihre Kameras zusammen und bewegten sich langsam zum Ausgang. Wir besuchten noch kurz den KSC-Shop (als ob wir gestern dort nicht genug eingekauft hätten
). Als wir zum Auto gingen, kamen auch schon die ersten Busse mit den Besuchern vom NASA Causeway zurück. Jetzt ging es ans nächste „Erlebnis“.
Die Straße vom KSC weg ist völlig überlastet. Wir fahren gute 1 ½ Stunden nur im Schritttempo, und sind zu diesem Zeitpunkt erst bei der Abzweigung nach Cocoa – die Strecke von unserem Motel in Cocoa zum KSC haben wir am Morgen in weniger als einer halben Stunde zurückgelegt. Wenigstens hat Helga die Möglichkeit, einige Fotos mit der Sonnenuntergangsstimmung einzufangen.
Der Stau bewegt sich weiter im Schritttempo bis fast zur SR-528. Dort geht es dann ein wenig zügiger weiter, auch bei den Mautstationen ist nicht besonders viel los. Unsere Hoffnungen, dass wir jetzt staufrei zurück in unser Ferienhaus kommen, werden jedoch auf der I-4 wieder restlos zerschlagen. Ab der Mickeymaus geht es wieder im Schritttempo weiter, da es einige Meilen weiter eine Brückenbaustelle gibt, an der hauptsächlich nachts gearbeitet wird und dazu wird auch noch eine Fahrspur gesperrt.
Gegen 0:30 kommen wir nach mehr als 4 ½ Stunden Fahrt doch noch in unserem Ferienhaus in Haines City an und fallen todmüde ins Bett (die Kinder und auch die Oma haben im Auto auch schon einige Zeit geschlafen). Obwohl die Shuttle-Launch-Tickets für die STS-127 weiterhin gültig sind, beschließen wir, morgen NICHT mehr zum KSC zu fahren, da wir einer erneuten stundenlangen Rückreise aus dem Weg gehen möchten und auch nicht kurzfristig in einem Motel übernachten wollen. Der erneute Start ist für Montag, 13. Juli für 6:51 pm angesetzt und wir sind schon gespannt, ob es diesmal klappt.