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Gelöschtes Mitglied 5876
Gast
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Sonntag
Wir verlassen St. Louis über die Eads Bridge wieder nach Illinois, wo unsere Steinbögen heute zu finden sind. Einsam und verlassen, jenseits von Autobahnen tuckern wir durch den Bundesstaat und genießen eine gesunde Portion Landleben. Als wir bei Pinckneyville auf die 127 einbiegen ist der Gottesdienst vorbei und die Landwirtinnen und Landwirte kehren zurück ins Leben. Wir trauen unseren Augen nicht, als ein sehr betagter Herr von der Kirche auf die Straße einbiegen will. Vor uns wäre endlos viel Platz und in der verbleibenden Zeit wäre ich 10 Mal auf die Straße gefahren. Das eigentliche Mysterium ist aber, dass der alte Mann mit einem Fernglas die Straße beoachtet. Autofahren mit Fernglas haben wir auch noch nicht gesehen und ich möchte nicht wissen, wie gut der Mensch überhaupt noch sieht. Aber hier am Land ist das Leben vorbei, wenn man nicht mehr mit dem Auto fahren kann.
Wir folgen der braunen Beschilderung zur Ponoma Natural Bridge, die letzten zwei Meilen sind ungeteert, aber wunderbar gepflegt. Der Fußweg führt uns hinunter in ein kleines Tal und bald stehen wir auf der großen Brücke. Wege führen weiter nach unten, so dass der Steinbogen von allen Seiten und Perspekiven Eingang in die Annalen findet. Es ist eine schöne und große Brücke, braun und gelblicher Fels und tiefgrünes Moos. Eine viertel Stunde Fußweg, leichter kann man sein Ziel nicht erreichen.
Zurück auf die 127 und durch schöne Obstplantagen und weinbebaute Hügel über den Alto Pass. Hier sieht es wieder einmal wie in der Toskana aus. Quer durch das Land erreichen wir die Pine Hill Recreation Area. Ein Bahnübergang, der möglicherweise Auslöser des sich abzeichnenden Dramas sein könnte, führt uns auf eine Dirt Road. Die ist ziemlich unspektakulär, führt brettleben dahin und nur ab und zu liegen ein paar überfahrbare Äste im Weg. Die Luft bleibt uns weg, als der Bordcomputer meldet, dass hinten links dem Reifen der Sauerstoff ausgeht. So ein Mist und natürlich mitten in der Prärie. Das Preachers Eye finden wir auch nicht sofort und als wir dort sind, überfallen uns Millionen von Mücken. Man sollte kurz, aber ziemlich steil hoch zum Arch gehen, aber das ist unter den Umständen nicht angeraten. Jetzt hoffen wir mal, dass unser Auto unbeschadet den Teer erreicht und dann beobachten wir, wie sich der Luftverlust verhält.
Langsam, aber leider stetig geht es mit dem Reifen bergab. Wir brauchen jetzt schnell eine Reifenwerkstatt oder eine Tanke, mit neuem O2. Die Zivilisation lässt auf sich warten und es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis wir eine Tankstelle fanden. Luft nachfüllen und mal eruieren, was überhaupt der Auslöser ist. Wie könnte es anders sein, ein wunderschöner Nagel ziert den Pneu. Ich drücke ihn weiter rein, damit das Loch vielleicht dicht wird. Aber weit gefehlt. Im nächsten Dorf sind zwei Reifenservices, die haben aber heute am Sonntag zu. Hilft nichts, wir müssen vorerst alle Ziele des Tages streichen und Paducah erreichen. Dort ist am lokalen Airport sogar eine Hertz Vertretung.
Über die Interstate 24 gelangen wir am Ohio River nach Kentucky und eine weitere 10 Meilen Landfahrt bringt uns zum Flughafen. Die gute Frau bei Hertz kann uns nicht helfen, bietet uns an, dass wir für über 5.000 Dollar einen neuen SUV anmieten können. Mechaniker gibt es keinen und tauschen kann sie auch nicht, da es sich hier nur um eine Station handelt, die nur lokal vermietet. Aber wir sollen mal auf den Chef warten. Der kommt dann auch 20 Minuten später. Gleiches Bild, aber ein guter Rat. Der Walmart in Paducah hat einen Reifenservice und der hat auch heute am Sonntag auf. Also zurück, der Reifen geht in die Breite, da ihm mangels Luft die Höhe fehlt. Mit letzter Kraft erreichen wir den Walmart und kommen auch gleich dran. Nach 30 Minuten war alles erledigt und es hat - festhalten - nur 10 Dollar mit wuchten gekostet. Was werden die armen Mechaniker wohl für ihre Sonntagsarbeit bekommen. Ich fürchte, dass sie in Deutschland mit Hartz IV besser wegkommen würden. Na ja, vielleicht ist der Reifenservice ja quersubventioniert.
Es ist zwar schon später Nachmittag, aber wir beschließen, den Cedar Wonders Arch zu suchen, auf den wir uns lange ziemlich gefreut haben. Also zurück, es hat mittlerweile 107 Grad. Es wird immer dunkler und ohne Sonne fällt das Thermometer auf 89 Grad. Am Ende einer Dirtroad, direkt neben einem größeren Anwesen, stellen wir unser Auto ab. Türe auf und mal peilen, ob Hundegebell an mein Ohr dringt. Unheimliche Situation, weit ab von jeglicher Zivilisation, vermutlich auf einem Privatgrundstück. Wenn der Besitzer auf uns zielt, hat er hoffentlich ein besseres Augenlicht als der Kirchgänger heute früh und braucht kein Fernrohr, um zu erkennen, dass wir harmlose Touristen und Wanderer sind.
Als wir über eine alte Dirtroad in den Wald wandern, der Trail ist mit einem blauen "i" gekennzeichnet, kommt zu der inzwischen sehr eigenartigen Stimmung, eine kleine Überraschung, die in das Bild passt. Zwei Grabsteine stehen mitten im Wald. Zunehmende Dunkelheit und absolute Stille wird vereinzelt durch Donnergrollen eines herannahenden Gewitters unterbrochen. Wir werden schneller, der unheimlichen Gesamtsituation entkommen wir jedoch nicht. Nach Überquerung eines trockenen Flußbettes geht es an einer Feuerstelle vorbei nach oben. Hie und da raschelt ein Tier und bekommt unsere ganze Aufmerksamkeit. Aber es ist nicht mehr weit und nach knapp 1,2 Meilen stehen wir vor dem kleinen Steinbogen, dem Cedar Wonders Arch. Er ist etwas sehr aussergewöhliches, eine ehemalige Kultstätte und alles passt nun zusammen. Man darf es ja fast nicht sagen, aber irgendwie waren wir erleichtert, als wir ohne Probleme wieder am Auto gelandet sind und der Chevy unversehrt auf uns wartete.
Das Hampton Inn in Paducah ist ok und das Abendessen im gegenüber liegenden Friday's war gut. Der amerikanische Holzbock hat wieder zugeschlagen. Erst abends entdecken wir zwei Exemplare an meiner Hikerhose. Die Körperinspektion war aber erfolglos.
... Fortsetzung folgt!
PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de
Wir verlassen St. Louis über die Eads Bridge wieder nach Illinois, wo unsere Steinbögen heute zu finden sind. Einsam und verlassen, jenseits von Autobahnen tuckern wir durch den Bundesstaat und genießen eine gesunde Portion Landleben. Als wir bei Pinckneyville auf die 127 einbiegen ist der Gottesdienst vorbei und die Landwirtinnen und Landwirte kehren zurück ins Leben. Wir trauen unseren Augen nicht, als ein sehr betagter Herr von der Kirche auf die Straße einbiegen will. Vor uns wäre endlos viel Platz und in der verbleibenden Zeit wäre ich 10 Mal auf die Straße gefahren. Das eigentliche Mysterium ist aber, dass der alte Mann mit einem Fernglas die Straße beoachtet. Autofahren mit Fernglas haben wir auch noch nicht gesehen und ich möchte nicht wissen, wie gut der Mensch überhaupt noch sieht. Aber hier am Land ist das Leben vorbei, wenn man nicht mehr mit dem Auto fahren kann.
Wir folgen der braunen Beschilderung zur Ponoma Natural Bridge, die letzten zwei Meilen sind ungeteert, aber wunderbar gepflegt. Der Fußweg führt uns hinunter in ein kleines Tal und bald stehen wir auf der großen Brücke. Wege führen weiter nach unten, so dass der Steinbogen von allen Seiten und Perspekiven Eingang in die Annalen findet. Es ist eine schöne und große Brücke, braun und gelblicher Fels und tiefgrünes Moos. Eine viertel Stunde Fußweg, leichter kann man sein Ziel nicht erreichen.
Zurück auf die 127 und durch schöne Obstplantagen und weinbebaute Hügel über den Alto Pass. Hier sieht es wieder einmal wie in der Toskana aus. Quer durch das Land erreichen wir die Pine Hill Recreation Area. Ein Bahnübergang, der möglicherweise Auslöser des sich abzeichnenden Dramas sein könnte, führt uns auf eine Dirt Road. Die ist ziemlich unspektakulär, führt brettleben dahin und nur ab und zu liegen ein paar überfahrbare Äste im Weg. Die Luft bleibt uns weg, als der Bordcomputer meldet, dass hinten links dem Reifen der Sauerstoff ausgeht. So ein Mist und natürlich mitten in der Prärie. Das Preachers Eye finden wir auch nicht sofort und als wir dort sind, überfallen uns Millionen von Mücken. Man sollte kurz, aber ziemlich steil hoch zum Arch gehen, aber das ist unter den Umständen nicht angeraten. Jetzt hoffen wir mal, dass unser Auto unbeschadet den Teer erreicht und dann beobachten wir, wie sich der Luftverlust verhält.
Langsam, aber leider stetig geht es mit dem Reifen bergab. Wir brauchen jetzt schnell eine Reifenwerkstatt oder eine Tanke, mit neuem O2. Die Zivilisation lässt auf sich warten und es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis wir eine Tankstelle fanden. Luft nachfüllen und mal eruieren, was überhaupt der Auslöser ist. Wie könnte es anders sein, ein wunderschöner Nagel ziert den Pneu. Ich drücke ihn weiter rein, damit das Loch vielleicht dicht wird. Aber weit gefehlt. Im nächsten Dorf sind zwei Reifenservices, die haben aber heute am Sonntag zu. Hilft nichts, wir müssen vorerst alle Ziele des Tages streichen und Paducah erreichen. Dort ist am lokalen Airport sogar eine Hertz Vertretung.
Über die Interstate 24 gelangen wir am Ohio River nach Kentucky und eine weitere 10 Meilen Landfahrt bringt uns zum Flughafen. Die gute Frau bei Hertz kann uns nicht helfen, bietet uns an, dass wir für über 5.000 Dollar einen neuen SUV anmieten können. Mechaniker gibt es keinen und tauschen kann sie auch nicht, da es sich hier nur um eine Station handelt, die nur lokal vermietet. Aber wir sollen mal auf den Chef warten. Der kommt dann auch 20 Minuten später. Gleiches Bild, aber ein guter Rat. Der Walmart in Paducah hat einen Reifenservice und der hat auch heute am Sonntag auf. Also zurück, der Reifen geht in die Breite, da ihm mangels Luft die Höhe fehlt. Mit letzter Kraft erreichen wir den Walmart und kommen auch gleich dran. Nach 30 Minuten war alles erledigt und es hat - festhalten - nur 10 Dollar mit wuchten gekostet. Was werden die armen Mechaniker wohl für ihre Sonntagsarbeit bekommen. Ich fürchte, dass sie in Deutschland mit Hartz IV besser wegkommen würden. Na ja, vielleicht ist der Reifenservice ja quersubventioniert.
Es ist zwar schon später Nachmittag, aber wir beschließen, den Cedar Wonders Arch zu suchen, auf den wir uns lange ziemlich gefreut haben. Also zurück, es hat mittlerweile 107 Grad. Es wird immer dunkler und ohne Sonne fällt das Thermometer auf 89 Grad. Am Ende einer Dirtroad, direkt neben einem größeren Anwesen, stellen wir unser Auto ab. Türe auf und mal peilen, ob Hundegebell an mein Ohr dringt. Unheimliche Situation, weit ab von jeglicher Zivilisation, vermutlich auf einem Privatgrundstück. Wenn der Besitzer auf uns zielt, hat er hoffentlich ein besseres Augenlicht als der Kirchgänger heute früh und braucht kein Fernrohr, um zu erkennen, dass wir harmlose Touristen und Wanderer sind.
Als wir über eine alte Dirtroad in den Wald wandern, der Trail ist mit einem blauen "i" gekennzeichnet, kommt zu der inzwischen sehr eigenartigen Stimmung, eine kleine Überraschung, die in das Bild passt. Zwei Grabsteine stehen mitten im Wald. Zunehmende Dunkelheit und absolute Stille wird vereinzelt durch Donnergrollen eines herannahenden Gewitters unterbrochen. Wir werden schneller, der unheimlichen Gesamtsituation entkommen wir jedoch nicht. Nach Überquerung eines trockenen Flußbettes geht es an einer Feuerstelle vorbei nach oben. Hie und da raschelt ein Tier und bekommt unsere ganze Aufmerksamkeit. Aber es ist nicht mehr weit und nach knapp 1,2 Meilen stehen wir vor dem kleinen Steinbogen, dem Cedar Wonders Arch. Er ist etwas sehr aussergewöhliches, eine ehemalige Kultstätte und alles passt nun zusammen. Man darf es ja fast nicht sagen, aber irgendwie waren wir erleichtert, als wir ohne Probleme wieder am Auto gelandet sind und der Chevy unversehrt auf uns wartete.
Das Hampton Inn in Paducah ist ok und das Abendessen im gegenüber liegenden Friday's war gut. Der amerikanische Holzbock hat wieder zugeschlagen. Erst abends entdecken wir zwei Exemplare an meiner Hikerhose. Die Körperinspektion war aber erfolglos.
... Fortsetzung folgt!
PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de