20. August 2007
On the road again! Keine Sentimentalitäten, wir kommen sowieso wieder, das steht schon mal fest! Im Übrigen - das Schöne an einer solchen Rundreise ist ja, dass jeder Abschied auch ein Neubeginn ist - das Abenteuer also weitergeht.
Ich hatte vor einiger Zeit hier im Forum angefragt, ob es möglich ist, die Strecke Miami – Cocoa Beach (denn das ist unser heutiges Reiseziel) an einem Tag auf der Route „über die Dörfer“, also am Meer entlang zu bewältigen. Nun, denkbar ist es, aber es „zerrtzsch“ (es zieht sich hin), wie der Leipziger sagt. Und es geht ja auch wesentlich komfortabler! An dieser Stelle möchte ich mich kurz Floridas obergenialem Straßensystem widmen. Abgesehen davon, dass alle Strecken entweder weitgehend in Nord-Süd-Richtung oder wie mit der Wasserwaage gezogen in Ost-West- Richtung verlaufen, gibt es eine Besonderheit, die sich vortrefflich am Beispiel der Ostküste darstellen lässt: Direkt an der Küste, in unmittelbarer Nähe der Hotels oder weiter nördlich auf den vorgelagerten Inseln verläuft die A1A, die die Feriengebiete miteinander verbindet und immer wieder malerische Ausblicke auf den Atlantik preisgibt. 5 – 10 Autominuten landeinwärts stößt man auf die US 1 („meine“ A 1, die in Key West endet) und noch ein Stück weiter westlich auf die Interstate 95, eine teilweise 5-streifig ausgebaute Autobahn. Wenn es also auf der Küstenstraße nicht so recht vorangehen will, wechselt man auf die I 95, wird es dort zu langweilig, zurück auf die A 1 usw. usf.!
Wem das immer noch zu langsam ist, der benutzt die Turnpike, die bekanntlich sogar unserem sandlosen, texanischen Totalverweigerer so etwas wie gequälte Zustimmung abgerungen hat. Man muss bloß aufpassen, dass man nicht über den Panhandle hinausschießt, so schnell ist man hier unterwegs.
Damit wir aus den Startlöchern kommen, auf die 95 North. Es ist einiges los, sobald ich die linke (!) Carpool Lane verlasse (reserviert für Busse, Taxis und Fahrzeuge mit mehr als zwei Insassen), werde ich prompt von den Truckern geärgert, die mit ihren Giants of the Road schelmisch bis auf 2,5 cm an meine hintere Stoßstange heran fahren. Hinter dem Fort Lauderdale Airport gelingt mir die Flucht und ich folge einem Exit, der „Port Everglades“ verheißt. Warum nicht, wir haben Zeit. Sollte das voraus die nächste Toll Plaza sein? Schranke unten, oops…! Ein bewaffneter Officer tritt heran (ich, wie ich es gelernt habe, Hände auf das Lenkrad, Hundeblick) und fragt mich nach dem Wie, Warum und Wohin: „Nach Cocoa Beach!“. Er schaut mich an wie: Verar… kann ich mich selber - aber eine Chance bekommst du noch! „Wollen sie eine Kreuzfahrt unternehmen?“ Ja, schon, aber eher kreuz und quer durch das Land! Inzwischen hat der gute Mann Farbe bekommen und herrscht mich in ultimativem Ton an: „Take a U-turn!“
Sir!!!! Yes, Sir!!!! Sicherheitshalber muss ich noch den Führerschein abgeben – hier wird nichts dem Zufall überlassen. U-turn, ich beschließe das Wort in meine Liste der Urlaubslieblingsbegriffe aufzunehmen und auf Rang 2 zu platzieren, hinter (na, hinter---------------
Hialeah! 12 Points!) und vor „Miamians“ und „Howareyoudoing“. Warum wir uns Port Everglades nicht anschauen durften, weiß ich übrigens bis heute nicht.
Die Einreise nach Fort Lauderdale wird uns zum Glück nicht verwehrt und der Anblick der Paläste mit ihren Bootsanlegern im Venedig Amerikas lässt einen unwillkürlich die Frage nach dem Sinn des Lebens stellen. Vorbei an der wunderschönen Strandpromenade
geht es nach Lauderdale-by-the-Sea und Delray Beach. (Schade, bens, ich weiß, ihr seid heute zum Tauchen in Key Largo) Um bleibende Schäden an Leib und Seele zu vermeiden, verzichten wir auf einen Besuch von Palm Beach und crossen westwärts auf die 95 und A 1. Diese Fahrt ist Genuss pur! Wenn du diese Strecke mit offenen Augen fährst, wirst du ein faszinierendes Stück ursprüngliches Florida erleben. Wir sind restlos begeistert! Da heute die Schule in FL begonnen hat, brauchen wir auch auf unsere erste Begegnung mit einem der legendären Schulbusse nicht lange zu warten. Kelle raus, aller Verkehr steht still und aus dem gelben Ungetüm purzelt eine schwarz-weiße Zwergenschar. Es ist alles wie im Film!
In der Nähe von Fort Pierce, die längste Automeile, die ich je gesehen habe. Kilometerlang, links und rechts der Straße nur Autohäuser, unglaublich! Die halbherzige Suche nach den Outlets of Vero Beach bleibt erfolglos, ich habe eigentlich an diesem entspannten Tag auch keinen Bock auf Shopping und fahre statt dessen über die Brücke auf die Inselkette, die wir bis zum Ziel nicht mehr verlassen werden. Obwohl es links und rechts der Route beileibe nicht langweilig wird, philosophiere ich mit meinem Beifahrer ein wenig über die Vorzüge unseres Traumautos: Automatik, Bordcomputer, Mittelarmlehne, Spitzenanlage – warum nur haben die am Tempomat gespart? „Was ist das eigentlich für ein Knopf am Blinkerhebel?“ Keine Ahnung? Drück, autsch, schäm, Kopf rot – der Wagen fährt von allein!! Fortan werde ich mit dem Mittelfinger(!) der linken Hand Gas geben und somit nicht Gefahr laufen, ihn zweckentfremdet einsetzen zu müssen…! Danke, Johannes!
Nach 6 Stunden relaxter Fahrt und 212 Miles erreichen wir unser „Holiday Inn Cocoa Beach Oceanfront Resort“.
Seit der Entdeckung des Männchens im Motor liebe ich dieses Auto noch mehr
Die weiträumige Anlage ist vom ersten Moment an einladend und unser Zimmer, in einem Block direkt am Strand - no comment:
Nach der langen Fahrt nur noch ein Gedanke: Space Coast! Baden!
Hab ich’s doch gewusst – auch hier wieder diese überfüllten floridanischen Strände.
Von hier aus hat meinen einen sensationellen Blick auf die Startrampen von Cape Canaveral (Gänsehaut) und so verwundert es nicht, dass im hoteleigenen Strandcafe die Launch Dates an einer großen Tafel angeschlagen sind. Das müsste man noch einmal erleben…
Das obligatorische Essensfoto vom Dinner bei Denny’s muss leider ausfallen. Meine Portion Meat Loaf hätte wahrscheinlich auch nicht auf das Bild gepasst. Alternativ kann ich einen Blick in unseren korrekten Floridareiseproviantkofferraum anbieten:
Vor dem Schlafengehen schaue ich noch an der Rezeption vorbei, um mir ein paar Tipps (und Gutscheine) für unseren morgigen Besuch des Kennedy Space Centers abzuholen. Wir schwatzen ein wenig und dann - ick glob, ick hab ma vahöart – erfahre ich die Sensation schlechthin!!!!
Bleiben sie dran, wenn es wieder heißt...