Die Challenge mit dem Challenger - Florida im April 2023

Ele

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„Vierrädriger Liebling“…..ich fall um……:ROFLMAO::ROFLMAO::ROFLMAO:!
Männer….mehr sage ich nicht dazu und über die Verwechslung habe ich herzhaft (und vielleicht ein kleInes bisschen hämisch) gelacht 😇.
 

Caki

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Wenn man bedenkt, dass es wohl noch sehr früh war, könnte man evtl. verstehen das sowas passieren kann - aber für mich als totaler US-Car "Nerd" trotzdem schwer zu verstehen - "Deiner" sieht doch viel brachialer aus - der "andere" ist ja doch mehr "von der Stange" :cool:
 

Sabine B.

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Keine Kannibalen Puh, Glück gehabt 😂
Wobei – die Schlange sieht auch nicht gerade klein und harmlos aus – ein wunderschönes Tier, aber schmusen möchte ich mit ihr auch nicht 😬

Deine Verwechslung des Challenger – nun ja… Ich würde eher die Frage stellen: wem wäre das unter den von dir beschriebenen Voraussetzungen nicht passiert?😎

Ich kann da mit einer Trottelleistung von vor einigen Jahren in Orlando vor einem McDonald’s aufwarten: Wir sind auf den Parkplatz aus dem MD kommend gegangen - Dort stand ein weißes Auto im direkten Blickfeld. Wir waren wohl ins Gespräch vertieft oder sonst irgendwie abgelenkt, dass wir beide nicht darauf geachtet haben, ob es das richtige Fahrzeug ist. Es war jedenfalls ein völlig unspektakuläres Allerweltsauto.
Ich bin zur Fahrertür, nachdem ich die Fernbedienung betätigt hatte, um die Tür zu öffnen, habe dran rumgerappelt und versucht, das Auto zu öffnen.
Da kam ein erboster Familienvater aus dem McDonald’s auf mich zugestürmt und fragte mich , was ich an seinem Auto zu tun hätte. Peinlich berührt Und mit vielen Entschuldigungen (man weiß ja nie, was so ein Mensch einem antut, wenn er meint, sein Auto soll gerade gestohlen werden) schlichen wir dann von dannen und konnten ein paar Meter daneben dann zum Glück zum Beweis unser eigenes weißes Auto öffnen.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass es nicht mal das gleiche Modell war… 🙈
 

Ehemann

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Habe mich mal ins falsche Auto gesetzt und gewundert was der Fremde Mann am Steuer in unserem Auto zu suchen hat 😂🤣

Das ist mir auch mal passiert!
Den fassungslosen Blick der fremden Frau am Steuer werde ich nie vergessen 😆.

... und konnten ein paar Meter daneben dann zum Glück zum Beweis unser eigenes weißes Auto öffnen.

Da bin ich aber beruhigt, daß ich nicht der Einzige bin... :ROFLMAO:

In jedem Fall eine bleibende Erinnerung für uns alle. Allerdings darf man nicht vergessen, daß man bei der Nummer auch schon mal erschossen werden kann. Das ist wohl bereits vorgekommen.
 

Ehemann

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Mal was anderes!

Für die unter Euch, die wie ich die Dollarläden lieben, eine kleine Empfehlung:

Der Dollar Tree an der 1431 Sand Lake Road! Das ist kein Laden, sondern ein ganzes Kaufhaus. Außer Klamotten und Möbeln gab es da so ziemlich alles, vor allem auch Lebensmittel, die als identische Produkte nebenan im Publix mal eben das Dreifache kosten. Das war der größte, den ich jemals besucht habe. Sollte jemand einen noch größeren in Florida kennen, wäre ich für einen Tip dankbar. :)





Abgesehen vom Schnäppchencharakter des Ganzen erlebe ich immer wieder gerne die spezielle Atmosphäre dieser Läden, in denen Obdachlose neben Porschefahrern einkaufen gehen. Und beide Fraktionen beschweren sich lautstark, wenn mal mehr als zwei Leute in der Schlange vor der Kasse stehen, bevor eine weitere geöffnet wird... :ROFLMAO:

„Vierrädriger Liebling“…..ich fall um……:ROFLMAO::ROFLMAO::ROFLMAO:!

Der hat natürlich auch seinen fotogenen Platz vor jedem Dollarladen... ;)


 

mistral

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Selbiges hatten wir 2015, als ein deutsches Ehepaar auf den Target Parkplatz verzweifelt versuchte unseren Kofferraum zu öffnen. Ich habe das dann mal von der Ferne erledigt. Mein Sohn konnte nicht mehr vor Lachen. Als fast alles eingeladen war, sind wir dann zu Auto. Deren Tochter war das sowas von peinlich.
 
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Suse65

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Selbiges hatten wir 2015, als ein deutsches Ehepaar auf den Target Parkplatz verzweifelt versuchte unseren Kofferraum zu öffnen. Ich habe das dann mal von der Ferne erledigt. Mein Sohn konnte nicht mehr vor Lachen. Als fast alles eingeladen war, sind wir dann zu Auto. Deren Tochter war das sowas von peinlich.

Ich schmeiß mich weg. :ROFLMAO:
 
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Die Geschichte mit dem falschen Challenger sorgt natürlich für Belustigung, auch bei mir, aber es ist auch ein bißchen beängstigend. Nur kurze Zeit später, vielleicht zwei Wochen, werden in Texas zwei Frauen bei dem Versuch, versehentlich in ein falsches Auto einzusteigen, erschossen. Auch in Florida wäre das nicht das erste Mal, daß man so einen Irrtum mit dem Leben bezahlt, so wie in allen Bundesstaaten in denen das "stand your ground"-Gesetz gilt.


Aber der Ehemann hat gute Neuigkeiten. Auf dem Rückweg vom Gatorland gestern Abend meldete der Challenger ein Problem mit dem Reifen vorn links, Luftdruckverlust, nicht viel, aber dennoch kontrollbedürftig. Unser Tankstellenstop, bei dem ich einige kostbare Waschmaschinen-Quarter fürs Aufpumpen geopfert habe, scheint die Sache aber beseitigt zu haben. Alle Reifen präsentieren sich in der Anzeige so, wie sie sollen.

Das ist auch gut so, denn wir haben heute eine längere Fahrt vor, mitten nach Lakeland hinein, zum Campus des Florida Southern College. Die letzten Jahre haben wir einen Besuch hier immer zu Gunsten der nur ungefähr eine Viertelstunde entfernt liegenden Circle B Bar-Reserve gestrichen. Aber dieses Jahr war uns ohnehin klar, daß wir ein Erlebnis mit einem Monster-Alligator, wie wir es im letzten Jahr gehabt hatten, sehr wahrscheinlich nicht wieder haben würden.

Nachdem ich letzten Herbst in New York nun mein erstes von Frank Lloyd Wright geschaffenes Gebäude, das Guggenheim Museum, live gesehen habe, sollte es auf dieser Reise nun endlich in die Tat umgesetzt werden, den vom berühmtesten Architekten der USA geschaffenen Gebäudekomplex des Colleges anzuschauen.


Der Campus des Florida Southern College bildet die größte zusammenhängende Ansammlung von FLW-Gebäuden weltweit und gilt als schönster Campus landesweit. Er ist ein National Historic Landmark und für eine Besichtigung muß man sich anmelden, da ein unkontrolliertes Herumlaufen von FLW-Fans im laufenden Universitätsbetrieb natürlich nicht gewünscht ist. Und Fans gibt es viele, die es nur der Häuser wegen in diese ansonsten ja nicht sehr touristische Gegend Floridas zieht.



Um 13 Uhr bin ich für eine Führung im Fakultätsgebäude angemeldet, aber wir sind früh losgefahren, so daß ich auch noch lange nicht unruhig werde, als wir irgendwo in der Höhe der ganzen Disney-Abfahrten in einem zunehmenden Stau landen, das ist ja wohl hier nichts Ungewöhnliches. Schlimmer ist, daß nach einiger Zeit des Stop and Go plötzlich wieder eine unerfreuliche grafische Darstellung der Reifen auf dem Display hinter dem Lenkrad erscheint. Der Ehemann ist entspannt, der Luftdruck befindet sich trotzdem noch im Regelbereich und der Wagen zeigt kein geändertes Fahrverhalten, auch nicht jetzt, als wir aus dem Stau heraus sind und es wieder normal vorwärts geht.

Da der Ehemann ohnehin kein gesteigertes Interesse an dem Universitätsgelände zeigt, wird er dem Auto eine gründliche Überprüfung angedeihen lassen, aber sollte der Reifen tatsächlich dauerhaft Luft verlieren, wäre das wohl das Aus für unseren Challenger. Es ist nicht davon auszugehen, daß Alamo uns am Abend am Flughafen einen Reifen wechselt, wahrscheinlicher ist, daß wir den Wagen getauscht bekommen. Ich versuche zu trösten und vorteilsübersetze den heutigen Ausflug. Wenn wir den Wagen wirklich abgeben müssen, hätte er heute wenigstens noch eine längere Fahrt damit gemacht, nachdem wir bis jetzt ja immer nur den Orange Blossom Trail und in die Sand Lake Road damit rauf und runtergegurkt sind. Eigentlich bin ich aber davon überzeugt, daß wir, wenn wir einen Mietwagen zurückbringen, der Probleme macht, mindestens ein genauso gutes Auto zurückbekommen werden, wenn nicht gar ein besseres.

Der Ehemann meint, er hielte es für unwahrscheinlich, daß man uns ein Auto aus der nächsthöheren Kategorie der Performance Cars geben würde, wenn bekämen wir wohl eher wieder einen Sportwagen wie diesen, aber bei der geringen Auswahl am Ankunftstag sei genauso unsicher, ob wir überhaupt wieder einen Challenger bekämen. Nun sei es ja auch keine Strafe einen Camaro zu fahren oder einen Mustang, aber der Traum war nun mal der Challenger und der droht nun zu platzen. Aber noch ist ja nicht aller Tage Abend.

Als wir in den Frank Lloyd Wright-Way einbiegen, der Zufahrtsstraße zum College, ist das Autoproblem kurzzeitig vergessen. Hier reihen sich historische Einfamilienhäuser aneinander, keine viktorianischen Villen voller Zierrat, sondern Craftsman Bungalows, als wäre es geplant so angelegt, ziehen sie sich bis zum College.



Wie eine Zeitreise durch die Geschichte der amerikanischen Architektur bis hin zu Wright und den Anfängen der amerikanischen Moderne.



Die Häuser sind wunderschön, auch der Ehemann ist beeindruckt. Der Stil hat Anleihen ans Japanische, so wie alle Architekten der Moderne sich von Japan beeinflussen ließen, auch Wright, selbst, dem ich kurze Zeit später dann vor dem Eingang zum Gift Shop quasi persönlich gegenüberstehe.

Da steht er nun, die amerikanische Ikone. Die Bronzestatue ist lebensgroß und zeigt ihn eingefangen in der Bewegung mit Hut und Gehstock. Klein an Körpergröße war er, aber ein Visionär. Geboren 1867, zwei Jahre nach dem Ende des amerikanischen Bürgerkrieges, in dem die Menschen noch versuchten, sich mit Bajonetten aufzuspießen, und verstorben 1959, dem Jahr, in dem die Menschheit begann, Satelliten ins All zu schießen. Was für unglaubliche Veränderungen die Welt in dieser Zeit erfahren hat, und er selbst trug nicht eben wenig dazu bei.



Wenn man heute ein Buch über Architektur für Kinder kaufen will, ist es Fallingwater, sein wohl berühmtestes Gebäude, das auf dem Deckel abgebildet ist.



New Balance widmete ihm erst dieses Jahr ein paar Schuhe


Ich bin sehr gespannt und ein bißchen aufgeregt, ob ich dem Englisch der vermutlich aus Architektur-Nerds bestehenden Gruppe folgen kann. Aber es wird dann ganz harmlos.

Nachdem der Ehemann mit dem Challenger davongerollt ist, melde ich mich im Gift Shop auf der Suche nach meiner Führung. Außer mir ist noch ein Ehepaar da, beides sympathische Leute in unauffälliger Freizeitkleidung, keine Intellektuellen mit gestelzter Ausdrucksweise.

Unser Guide, Terence, bringt uns ins Fakultätsgebäude, ein Usonian Haus, direkt neben dem Gift Shop. Die Führung dauert nicht lange, denn das Haus ist nur klein. Terence erzählt uns, wie es zur Zusammenarbeit mit dem Florida Southern College und FLW überhaupt kam und wie die Gebäude nach und nach entstanden.



12 Gebäude bilden das „Child oft he Sun“ genannte Ensemble, in dem heute der Universitätsbetrieb stattfindet, darunter zwei Kapellen. Lediglich das Usonian House, in dem wir jetzt stehen, wird nicht genutzt, sondern ist tatsächlich nur ein Museum. Deshalb, betont Terence, sollten wir auch auf keinen Fall das Bad benutzen, das sind alles nur Attrappen!



Im Umgang mit dem faszinierenden Haus ist er aber ansonsten entspannt. Wir dürfen alle Sitzgelegenheiten benutzen und alles anfassen.



Die bodentiefen Fenster, French Doors, wie die Amerikaner das nennen, sind in Zypressenholz gerahmt, in Cherokee Red, Wrights Signaturfarbe, gebeizt, das haben alle Usonian Houses gemeinsam. Den Übergang zwischen Wohnraum und der Umwelt sollte das schaffen, so die Philosophie. Usonia, das sollte die Gesellschaftform sein, in der jeder Mensch sein eigenes Haus in diesem Stil, voller Licht und Luft und Kontakt zur Natur auf seinem eigenen Stück Land haben sollte.

Neu ist mir, daß Terence erzählt, die sehr niedrigen Decken in allen Räumen abgesehen vom eigentlichen Wohnraum, seien nicht nur ein architektonisches Stilmittel, sondern dazu gedacht, die Menschen in den zentralen Wohnräumen zusammenzubringen und davon abzuhalten, sich in den Nebenräumen zu isolieren. Was ich wußte war, daß Frank Lloyd Wrights, ebenso wie Ruskin und Morris, auf deren Philosophien sich die Craftsman Bungalows, die wir bei der Anfahrt passiert haben, begründen, eine Abkehr von der Opulenz der Viktorianischen Gebäude wollten, keine Ressourcenverschwendung durch repräsentatives Bauen mit palastartig hohen Decken, Türmchen und unzähligen Veranden, sondern eine Architektur orientiert an den Bedürfnissen der Menschen, „according to human scale“. Daß Wright, der selbst ja besonders klein war, aber absichtlich besonders niedrige Decken für Schlafräume gewählt haben soll, um den Aufenthalt dort unangenehm zu machen, höre ich hier zum ersten Mal, und finde ich unsympathisch übergriffig.

Ich beschränke mich lieber darauf, das Haus einfach weiterhin wunderschön zu finden, so wie eigentlich alle Usonians.

Als die Haus-Tour beendet ist, treten Terence und die anderen beiden die Führung über das Campus-Gelände an. Terence bietet mir an, einen Film über die Geschichte des Colleges in einem der Nebenräume anzuschauen. Ich solle die Tür einfach hinter mir zuziehen, wenn der Film zuende ist. Aber nicht die Toilette benutzen, erinnert er mich!

Wie jetzt, er läßt mich einfach allein hier in diesem Haus? Ja, natürlich will ich! Er stellt mir den Film an und ich setze mich in einen der Sessel. Nachdem sie fort sind, überkommt mich ein ehrfürchtiges Gefühl. Ich bin allein in einem Traumhaus, einem Usonian. Für ungefähr eine halbe Stunde kann ich mir einbilden, das sei hier meins. Durch die bodentiefen Fenster, die keinen Sichtschutz haben, kann man vom Gift Shop aus vermutlich genau beobachten, ob ich irgendwelchen Unfug anstelle, aber ich stehe trotzdem zwischendurch auf und setze mich für einen Moment ins Wohnzimmer und stelle mir vor, ich wohnte hier.



Als der Film zuende ist, kommt schon die nächste Gruppe. Die reagieren vollkommen verblüfft, daß hier im Haus noch jemand ist. Aber es erleichtert mir den Abschied von dem schönen Haus.

Der Campus ist auf der anderen Straßenseite, alle Gebäude gruppieren sich um einen Brunnen mit Wasserspielen, dem Water Dome.
Das Gelände fällt leicht zum Lake Hollingsworth hin ab. So baute Wright am liebsten, an einem Hang, mit Blick auf die Landschaft, der durch die tiefen Fenster unverstellt möglich sein sollte. Out of the ground and into the light – a Child of the Sun.



Am Fine Administration Building mit seinen beeindruckenden Fenstern



vorbei zur Pfeiffer Chapel



zum Planetarium



und zum Polk Science Complex, wo man den nicht anwesenden Dozenten in ihre zum Teil sehr liebevoll und witzig dekorierten Räume schauen kann.



Es macht offenbar Spaß, hier zu unterrichten, und vermutlich auch, zu studieren. Es war genau richtig, allein zu gehen und so lange stehen bleiben zu können, bis man sich sattgesehen hat.

Das Erlebnis war noch viel intensiver als vor dem Guggenheim Museum, vor dem es von Menschen nur so wimmelte. Ich war die meiste Zeit ganz allein hier und an dem sonnigen, heißen Tag war die Atmosphäre zwischen den detailliert gestalteten Gebäuden mit ihren zahlreichen Licht- und Schatteneffekten eine ganz besondere. Keine Studenten, denen ich im Weg herumgestanden hätte, eine unglaubliche Ruhe auf dem gesamten Gelände. Und dann die halbe Stunde allein in dem Usonian. Ich bin noch tief beeindruckt, wer weiß, ob ich jemals weitere Gebäude von FLW irgendwo in den USA sehen werde, in New York oder im Mittelwesten, aber sowas werde ich ganz sicher nicht wieder erleben. Es fällt schon ein bißchen schwer, in die Welt außerhalb des Campus zurückzukehren. Aber am Rande der Esplanade vor dem Gelände sehe ich schon ganz klein in der Ferne den Challenger stehen. Ob wir zu dem heute auch noch so long sagen müssen, so wie ich jetzt zu Frank Lloyd Wright?

 

I. L. L.

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Bin sehr beeindruckt von dem FLW-Bericht. Das lasse ich mir bei unerer nächsten Florida-Reise nicht entgehen! Großartiger Schreibstil👍
 

Ehemann

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Während Suse also in Kultur und Bildung schwelgt, nutze ich die Zeit für die nächste Challenge.

Dafür hab ich etwa drei Stunden, und das sollte wohl reichen, um das Auto nochmal aufzupumpen. Dachte ich...

Lakeland ist abseits des Universitätsgeländes eins dieser typisch amerikanischen Straßendörfer, deren Bebauung sich links und rechts endlos entlangzieht. Mal erinnert die Stadt dabei an ein Western-Kaff und mal an Hill Valley aus "Zurück in die Zukunft". Durchaus stimmungsvoll, nur Tankstellen haben sie hier nicht allzu viele. Es dauert entsprechend lange, bis ich eine finde. Ich tausche im Kassenhäuschen Quarter ein und bugsiere den Challenger vor die Luftpumpe, die zwar mein Geld schluckt, aber nicht pumpen will. Na toll, das fängt ja gut an. Am Kompressor hängt ein kleines Schild, das unmißverständlich klarmacht, daß das Tankstellenpersonal nichts mit der Angelegenheit zu tun habe und man sich in solchen Fällen an die Service-Nummer bla bla bla wenden soll, also weiterfahren und die nächste Tanke suchen.

Die findet sich über eine Meile entfernt auf der anderen Straßenseite. Eine Latina tankt hier gerade ihren aufgemotzten Dodge Charger auf und ich denke noch, das sei ein gutes Omen, bis ich an der ersten von zwei Pumpen stehe, deren Münzschlitz so verbogen ist, daß man nichts hineinstecken kann. An der zweiten hängt ein Schild: Out of order. Tankstelle Nr. 3 hat erst gar keinen Kompressor und Lakeland hat jetzt auch keine weiteren Tankstellen mehr. Uns so geht es immer weiter...

Tankstelle Nr. 4. Der Kompressor funktioniert hier zwar, aber dank eines inkompatiblen Ventils (!) kriege ich keine Luft in den Reifen.





Es wird mir bewußt, daß wir das Auto heute noch tauschen werden müssen, denn während ich verzweifelt eine Tanke mit funktionierender Pumpe suche, leuchtet die Warnanzeige inzwischen permanent und ich kann absehen, daß wir so mit Sicherheit nicht mehr zurück nach Orlando kommen würden. Als wäre es nicht schlimm genug, daß ich ab heute abend wohl keinen Challenger mehr haben werde, wird die Suche nach einer rettenden Luftpumpe zur Qual. Ich bin gezwungen, in beide Himmelsrichtungen weit aus der Stadt zu fahren, bis ich an Tankstelle Nr. 6 irgendwo draußen in den Wäldern schließlich Erfolg habe. Man tauscht mir Quarters ein, die Pumpe funktioniert, das Auto ist erst mal wieder fit!

Bis jetzt sind schon zwei Stunden vergangen und ich habe noch etwas Zeit, ein letztes Mal die Scheiben zu putzen und die Rückfahrt anzutreten, um Suse pünktlich abzuholen.
 

Ehemann

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Als ich an der Uni ankomme, parke ich ihn auf der Esplanade, deren Beton-Stilistik sicher auch etwas Besonderes im architektonischen Kontext darstellt, und mache ein paar letzte Fotos. Dabei finde ich auch ziemlich schnell den Übeltäter. Eine fette Schraube steckt im Reifen, gut sichtbar durch den starken Lenkeinschlag. Ob es mir paßt oder nicht, das Auto muß heut noch weg. Ab morgen sind wir in den Sümpfen Nordfloridas und da gibt es so einiges, aber kein Alamo.







Tatsächlich kommen wir mitsamt Challenger gut in Orlando an. Wir machen uns nur kurz frisch und fahren sofort wieder los. Ich mußte noch nie zuvor einen Mietwagen tauschen und einen separaten Servicebereich für solche Fälle gibt es sicher nicht. Der Flughafen ist gleich um die Ecke, es ist früher Abend und wir entscheiden uns dafür, in die reguläre Rückgabe zu fahren. Den Tränen nahe steig ich aus und informiere unseren superfreundlichen Servicemitarbeiter in aller Kürze über das Problem. Brian hört aufmerksam zu, macht ein paar Klicks auf seiner Service-Device und hat sogleich einen Rat für mich. "Geh jetzt die paar Meter da nach vorn, da links, da sitzen die Alamo-Leute in ihren Häuschen. Da heulst du dann ordentlich rum, wieviel Inconvenience du doch hattest mit dem Auto und dann geben sie dir sicher noch was Besseres. Hier ist dein Paperwork, grüß die von mir und dann ist die Sache auch schnell erledigt."

Gesagt, getan! Ich verabschiede mich von Brian mit ausdrücklichem Dank und wir laufen zu Alamo rüber, wo wir Romeo treffen. Romeo ist ein gut gelaunter junger Mann Anfang 20 und Dispatcher für Alamo und Enterprise. Ich heule also los und frage ihn, ob ich denn überhaupt nochmal 'nen Challenger kriegen kann. Gar kein Problem, sagt Romeo, davon haben wir heut mehr als genug. Mir fällt der größte Stein meines Lebens vom Herzen und ich frage sofort, ob ich mir denn selber einen aussuchen kann. Nein, sagt Romeo. Die Challenger stehen in einer anderen Abteilung, er würde dort anrufen und ein Kollege bringt das Auto dann sofort hierher. Am liebsten hätte ich einen V8, rutscht es mir so raus, wissend, daß man diese Version von Deutschland aus nicht ohne weiteres buchen kann und davon ausgehend, daß zumindest Alamo ein solches Fahrzeug hier in Orlando gar nicht anbieten würde. Romeo telefoniert, aber ich kann ihn akustisch nicht verstehen.

Zwei Minuten später ist der Kollege da, mit einem nigelnagelneuen V6-Challenger GT in dunkelgrün-metallic, mit anthrazitfarbenen Felgen und roten Bremssätteln. Das Auto wirkt, als sei es gestern vom Band gelaufen und sieht so unfaßbar gut aus, daß ich ihn gerne wieder als V6 fahren würde, da ruft Romeo dem Kollegen auch schon zu, "nein, es soll doch ein Hemi sein!" Für die Auto-Laien: Hemi ist die Kurzform für hemisphärische Brennräume des Zylinderkopfes und unter anderem eine gängige Bezeichnung für die nächsthöhere Ausbaustufe des Challengers mit V8, die ihn vom V6 unterscheiden soll. Es ist somit klar, daß Romeo mich verstanden hat und meinem Wunsch entsprechen wollte.

Ich kann mein Glück kaum fassen, da verschwindet der V6 auch schon und Romeo, der sich zwischenzeitlich als begeisterter Dodge-Fan zu erkennen gab, bittet uns, ihm doch schnell um die Ecke zu folgen, er will uns seinen neuen Dienstwagen zeigen! Wir folgen ihm gerne und gelangen zu seinem Stellplatz, auf dem ein knallorangener Dodge Charger steht. Sondermodell Daytona. Romeo posiert stolz und ich mache ein Foto, das leider zu persönlich ist, um es hier zu zeigen. Als wir zurück im Übernahmebereich sind, warten wir nur noch einen kurzen Moment...

Die Atmosphäre hier im Parkhaus ist eine ganz typische. Das Raunen und Brabbeln der Menschen, begleitet von Motorgeräuschen, schlagenden Türen und dem Summen der Klimaanlagen umgibt uns wie gewohnt einschläfernd in einer solchen Situation, als diese Idylle schlagartig unterbrochen wird. Noch bevor man überhaupt etwas sehen kann, hört man es! Es dröhnt und rappelt aus der Ferne und Romeo, dessen äußere Erscheinung ihn wie einen Zwillingsbruder von Eddie Murphy wirken läßt, ruft mir laut zu: "Can you hear it?? This is your new car!"

Suse guckt mich an, während das anschwellende Gedröhne im Hintergrund eine Unterhaltung zunehmend erschwert und ihre Miene ist sowas wie eine Mischung aus Freude und Entsetzen zugleich. Und dann steht er auch schon vor uns. Ein silberner Challenger R/T V8. Jetzt haben wir knapp 400 PS auf der Hinterachse, damit geht schon was und der Sound ist einfach nur ein Traum.


 

Ehemann

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Das Auto hat nun deutlich mehr Meilen auf der Uhr als sein Vorgänger, ist aber in sehr gutem Zustand mit noch besserer Ausstattung und wird uns in den verbliebenen dreieinhalb Wochen überhaupt keine Probleme machen, wenn man mal von Suses Nacken absieht.

Gleich bei der Ausfahrt aus dem Haus gleite ich auf den fünfspurigen Verteiler rüber, der uns über den Freeway zurück in's Motel bringen soll und trete einmal kurz voll durch. Die währenddessen mit dem Handschuhfach beschäftigte Ehefrau verschwindet komplett aus meinem Gesichtsfeld und knallt hinten in die Lehne und an die Kopfstütze. "Merkst Du, daß der mehr Druck hat?" frage ich. "Ja, auaaaah, hab ich gemerkt!".

In Zukunft werde ich vorher Ansagen machen, das wird ganz gut klappen und Suse wird sich freuen, weil ich mich über's Auto so sehr freue.

Zuvor mußten wir ja noch diverse Kontrollstellen mit Schranken passieren, um die Papiere und die License vorzuzeigen und wirklich jeder Mitarbeiter beglückwünschte uns zu dem "Nice car". "Have fun!". Ein kleiner Vorgeschmack auf das, was uns mit diesem Wagen in nächster Zeit noch alles erwarten würde. Die Farbe war jedenfalls genau so selten wie zuvor die des V6. Wir haben bis zum Ende der Reise bestimmt hundert andere Challenger gesehen, aber weder einen weiteren schwarzen noch einen einzigen silbernen. Und obwohl es im amerikanischen Verkehr schon immer noch deutlich geräuschvollere Fahrzeuge gibt, war dieses, gemessen daran, daß es ja nur ein völlig serienmäßiger Mietwagen war, wirklich irre laut und wunderbar bedrohlich. Was soll ich sagen? Besser hätte es ja gar nicht laufen können und Daumen hoch für Alamo, für Brian und Romeo! Die ganze Umtauschnummer war tatsächlich nach ein paar Minuten erledigt.

Als ich Suse später im Days Inn absetze, wird mir bewußt, daß es hier nun zu keiner Verwechslung mit dem schwarzen Challenger mehr kommen kann... ;)









Danach geht es gleich nochmal zu Burger King. Hier ist dann nicht nur der Sound bedrohlich, sondern auch der tolle Himmel. Und der Whopper schmeckt mir an diesem Abend ganz besonders gut.






 

Ehemann

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Auf unserer morgigen Fahrt durch's halbe Land wird das Auto, bis zur Oberkante vollgestopft mit zwei Personen, 100 kg Gepäck und randvollem Tank um alles, was langsamer fährt, so mühelos und hämmernd laut herumhüpfen, daß es eine wahre Freude ist.

Als es bereits dunkel ist, mach ich auf dem Verwechselparkplatz letzte Fotos sowie noch alle Einstellungen im Bordcomputer, als der Motel-Manager vorbeikommt und wir halten einen letzten Plausch. "Du hast ja schon wieder 'nen Neuen!" sagt er und ich erhalte in der Folge neidische und zugleich anerkennende Kommentare zum silbernen Brüllmonster. Und ich soll nicht vergessen, ihn auf Tripadvisor gut zu bewerten. Wir haben uns in den letzten Tagen oft unterhalten. Er stammt aus Costa Rica und hat dort nach Jahren seine Dschungel-Lodge aufgegeben, um hier in Florida sein Glück zu machen. Wir hoffen für ihn und seine vielköpfige Familie, daß die Anlage in Zukunft mal besser gebucht sein wird.





Wir verabschieden uns schließlich, als ich ein ebenfalls beachtliches Motordröhnen höre, das sich dem Verwechselparkplatz nähert. Ein sehr junger Dodge-Kollege will seinen Charger SRT rückwärts neben mir einparken. Als er dazu ein kritisches Wendemanöver startet, denke ich noch, das geht gleich schief, kann ihn aber nicht mehr warnen, bevor er sich den kompletten Monster-Frontspoiler an der Begrenzung des Blumenbeetes gegenüber abreißt. Er steigt sofort aus, um den Schaden zu begutachten. Das Teil ist einen Tick breiter als der ganze Rest des Wagens und kostet natürlich ein kleines Vermögen. Schamhaft sieht er zu mir rüber und ich frage, ob ich helfen kann, als jetzt auch noch seine attraktive und für den anstehenden Gang in den Nachtclub heftig aufgestrapste Freundin mit völlig verständnislosem Kopfschütteln aus dem Auto steigt, um sich das anzusehen. Sie sagt kein Wort, aber ich weiß trotzdem ganz genau, was sie gerade denkt: Oh Gott, diese Männer mit ihren bekloppten Karren...

Ich habe in meinem ganzen Leben noch keinen Menschen getroffen, dem etwas so dermaßen peinlich war wie jetzt dem jungen Schwarzen eben diese Situation. Wir wechseln noch ein paar Worte und er sagt nur, er kriegt das hin, das würde schnell erledigt sein. Er packt den Spoiler in's Auto, bringt seine Freundin auf's Zimmer und schon ist er mit dem Charger verschwunden. Ich laß mir Zeit an meinem Challenger, putze noch ein bißchen herum und keine Stunde später ist er wieder hier, mit makellos repariertem und ebenso montiertem Spoiler. Diesmal parkt er vorsichtiger ein, alles gut.

"My buddy in Kissimmee fixed it easily!"

Da muß er aber mit 200 Klamotten über den nächtlichen Orange Blossom Trail geknallt sein, so schnell wie er zurück war, aber egal. Der Party im Nachtclub steht jetzt nichts mehr im Weg! ;)




 

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Nottuln
Die Gedanken der Freundin von dem “Ich ruiniere mir mal eben den Spoiler“-Fahrer könnten meine sein :lacry:.

Aber es macht Spaß über Deine/Eure Begeisterung über die coole Karre zu lesen.
 

Sabine B.

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Was für ein Hammerteil. 😍
Mein Mann ist ja auch so verrückt. Wir hatten bis vor ein paar Jahren einen Dodge RAM HEMI - erst in silber als Daytona-, später einen Nachfolger in knallgelb als Rumble-Bee-Version.
Als wir dann unser Grundstück umgebaut haben, und für das Riesenschiff keinen eingezäunten Parkplatz mehr hatten und der Wagen zugegebenermaßen leider auch mehr stand als gefahren ist, haben wir auch den gelben dann verkauft. Wolfram hat immer mal wieder über einen erneuten Kauf nachgedacht - aber GSD nicht umgesetzt.
Jedenfalls soll ich dich zu deinem tollen Urlaubsgeschoss (zu beiden) von Herzen beglückwünschen 😀👍
 
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