Tag 29 Grand Teton - Yellowstone
Nach dem eher trüben und diesigen Tag gestern bot die Bergkette der Tetons zusammen mit der Sagebrush bewachsenen Ebene heute ein schönes Bild. Der Grand Teton wird ja gerne etwas unterschätzt, weil es solche Bergpanorama ja auch in den Alpen geben soll. Dem kann ich aber nicht zustimmen, denn so unmittelbar ohne Vorgebirge aus der Ebene herausragende Berge gibt es bei uns nicht ... von der Tierwelt erst gar nicht zu reden.
Wir fuhren zuerst zum Menor’s Ferry Historic District. Dort wollte ich in der Chapel of Transfiguration ein bekanntes Bild schießen. Es zeigt das Altarfenster mit einem Kreuz quasi als Bilderrahmen für die Tetons im Hintergrund. Als wir kurz vor 10.00 Uhr dort ankamen, wurden wir zu unserer Verblüffung per Handschlag von einem Geistlichen begrüßt und persönlich ins Innere der Kapelle geleitet. Ich dachte, was ist denn jetzt los? Betriebsblind wie ich war, wollte ich schon die Kamera zücken, da knuffte mich meine Lady und zeigten auf die vollbesetzten Bänke. Jetzt fiel es auch mir wie Schuppen von den Augen: Sonntagvormittag, kurz vor 10 – Gottesdienstzeit. Verschämt packte ich die Kamera wieder weg und wir verzogen uns klammheimlich wieder nach draußen. Zwar musste ich auf mein Bild verzichten, aber auch von außen bot die Kapelle einen hübschen Anblick.
Von der ursprünglichen historischen Fähre über den Snake River war leider nichts mehr zu sehen, deshalb erkundeten wir zunächst einen Schuppen mit alten Kutschen ...
...und einem Kramladen, in dem Touris heute noch einkaufen können, was wir aber sein ließen.
Danach stand noch die populärste Wanderung im National Park, nämlich entlang des Ufers des Jenny Lake bis zum Cascade Canyon, wo die Hidden Falls unser Ziel waren.
Der 3 Meilen lange Weg führte vom Jenny Lake Visitor Center gemächlich durch den Wald, wo es immer wieder nette Ausblicke auf den See gab.
Abgesehen von ein paar Wanderern, waren Eichhörnchen, die sich auf den Winter vorbereiteten, unsere ständige Begleiter.
Über Stock und Stein:
Im Cascade Canyon wimmelte es wieder von Leuten. Die meisten nutzten den Boat Shuttle um zur Schlucht und wieder zurück zu kommen. Jetzt ging es gut 400 Meter anständig bergauf. Die Mädchen grummelten schon ein wenig, doch das beständig lauter werdende Rauschen des Wasserfalls motivierte sie dann doch für die letzten Schritte. Der Wasserfall selbst verdient seinen Namen, denn er ist nur von wenigen Stellen zu einzusehen.
Nach einer Stärkung mit Keksen und Obst fuhren wir dann mit dem Boot zurück.
Letzte Blicke auf die Berge:
Zurück war es endlich soweit. Wie ein magisches Wort war der Name schon die ganzen letzten Tage in der Luft gehangen: Yellowstone National Park. Ein Platz, der wie für kaum ein anderer Naturschauspiele und wilde Tiere steht.
Unser Enthusiasmus bekam aber gleich einen Dämpfer, als wir wegen Straßenarbeiten im Stau standen oder nur im Schneckentempo vorankamen. Endlich waren wir am Gate. Ich achtete auf genügend Seitenabstand, doch plötzlich ertönte ein unheilvolles Knirschen. Ich war mit dem Alkoven an der Überwachungskamera hängen geblieben. Der Ranger wies mich an vorsichtig weiterzufahren und Wunder über Wunder, die Kamera blieb heil. Auch an unserem Womo waren keine Knautschspuren zu sehen. Der Lack war offenbar schon so oft an dieser Stelle ausgebessert worden, dass unser kleines Malheur gar nicht weiter auffiel.
Weil wir noch ein bisschen Zeit hatten, erkundeten wir zunächst das nahe West Thumb Basin. Es ist das einzige größere Thermalfeld im Park, das direkt am Yellowstone Lake liegt. Erstaunt beobachten wir das Blubbern der Quellen und Geysire, erfreuten uns am Farbenspiel der Pools und hielten uns wegen des Schwefelgestanks die Nase zu.
Nach einer Stunde fuhren wir dann zum Grant Village. Beim Einchecken auf dem Campground rief die überaus freundlich Mitarbeiterin aus: „Oh, they gave you very good site next to the lake!“ Na, wenn das mal nichts ist! Das klang doch vielversprechend.
Was unseren Platz betrifft, hatte die Dame tatsächlich nicht zu viel versprochen: ein kurzer Pfad führte hinunter zum malerischen Seeufer, wo Kanadagänse herumwatschelten. Etwa 200 Meter entfernt bildete die Mündung eines Creeks ein kleines Delta. Ja, und dort ästen ein paar Mule Deers. Wir setzten uns an den Strand, beobachteten das friedliche Bild und ließen den Tag bald gemütlich ausklingen.
Morgen müssen wir dann früh aufstehen, denn wir wollen die Nordschleife der Parkstraße fahren. Und was wir dort zu sehen kriegen, lässt sich mit zwei Wörtern beschreiben: Water und Wildlife – und das nicht zu knapp.
Harald