Tag 30 Teil2: Heiße Quellen und viel Aufregung im Camp
Wie alle Sehenswürdigkeiten waren auch die Mammoth Hot Springs durch Spazierwege gut erschlossen. Viele der Terrassen waren jedoch vertrocknet und hatten viel von ihrer alten Pracht verloren.
Dennoch ist Mammoth mit den Sinterterassen unbedingt einen Besuch wert, denn das Thermalfeld unterscheidet sich doch ziemlich von den anderen vulkanischen Erscheinungen im Park. Lediglich an der Main Terrace war noch richtig viel los. Plötzlich prasselte ein Regenschauer über uns herunter. Die Regenjacken hatten wir natürlich im Womo gelassen, so dass wir zunächst unter einem Baum Schutz suchten. Als der Regen etwas nachließ, gingen wir dann an die Besichtigung. Das Zusammenspiel der bunten Quellen mit dem finsteren Regenhimmel schuf eine phantastische, surreal anmutende Atmosphäre.
Weiter ging zum Norris Geyser Bassin. Wir liefen zunächst ins Back Basin, wo sich der Steamboat Geyser befindet. Er ist der größte aktive Geysir der Welt. Bei seinen Ausbrüchen schießt das Wasser über 100 Meter in die Luft. Dumm nur, dass die Ausbrüche nur alle Jubeljahre stattfinden. So lange wollten wir nicht warten, und beließen es mit dem Blick auf den auf kleiner Flamme vor sich hinköchelnden Geyser. Das heißt, dass Wasser schoss vielleicht 1,5 Meter in die Höhe, immer noch ein sehenswerter Anblick.
Am Porcelain Basin begnügten wir uns mit einem Überblick.
Gleich neben der Zufahrt zum Camground:
Unsere Campsite im Canyon Village lag in einem schmalen Loop mitten im Wald. Wir hatten eine Pull-Through-Site neben einem etwas älterem Paar vom Lake Tahoe, das Hunde dabei hatte. Nach dem Essen, es wurde schon langsam dunkel, tollten die Kinder herum, spielten Fangen und Verstecken.
Derweil brachte ich den Müll weg, natürlich ohne Kamera. Als ich ihn eingeworfen hatte, lief ich nichtsahnend de verlassenen Straße entlang. Plötzlich entdeckte ich gut 50 Meter vor mir einen großen dunklen Fleck aus dem Wald kommen.
Drei Gedanken schossen mir blitzartig durch den Kopf:
1. Ein Bär!!!
2. Der läuft genau in unseren Loop!!!!!!!
3. Mist! Die Kinder rennen draußen herum!!!!!!!!!!!
Dann tat ich das, was man auf keinen Fall tun soll, wenn man einem Bären begegnet. Ich rannte was das Zeug hielt. Völlig außer Atem kam ich an unserer Site an und berichtete, dass ein Bär auf dem Weg ist. Simone und die Kinder verzogen sich ins sichere Womo, während ich den Amerikaner neben uns Bescheid gab.
Sie fragten mich, ob es ein Schwarzbär oder ein Grizzly wäre.
Na, da hatte ich vor Schreck natürlich nicht drauf geachtet.
Das ältere Paar schloss erstmal die Hunde weg.
Dann taten die 4 Amerikaner das, was man von guten Amerikanern in dieser Situation erwarten darf!
Sie zückten ihre...
Colts oder Gewehre? Nö.
Kreditkarten? Nö, auch Fehlanzeige.
Nein, sie zückten ihre Kameras und gingen dem Bären entgegen.
Ich meinte zu Simone in der Hoffnung auf ein tolles Bärenbild, wir könnten doch mit dem Womo eine Runde um den Loop fahren.
Doch meine Frau, übrigens die besorgteste Ehefrau der Welt, ließ das Fenster herunter, reichte mir den Foto raus und erklärte lapidar: „Geh doch mal mit!“
Also ging ich tapfer mit den Amerikanern mit. Und wo war der Bär?
Er lief den schmalen Waldstreifen zwischen dem Loop entlang. Es war ein Schwarzbär. Ein wunderschönes Tier mit glänzendem schwarzen Fell, gut genährt und nicht so zerzaust, wie die Exemplare, die wir im Seqouia und im Yosemite gesehen hatten. Leider war es schon ziemlich düster und der Bär bewegte sich recht schnell, so dass es unmöglich war ein gutes Bild zu schießen.
Die Amis taten im Übrigen das, was man machen soll: Sie riefen laut. Als dann noch der Motor eines Autos neben dem Bären aufheulte, ergriff das Tier die Flucht. Im Endeffekt hatte das arme Tier viel mehr Angst gehabt als wir. Schnell war er verschwunden und ich schlug angesichts seines Tempos drei Kreuze. Nicht auszudenken, wenn er mich zu Beginn verfolgt hätte. Ich hätte nie und nimmer eine Chance gehabt.
Wahnsinn, nach denen im Sequoia und Yosemite, war das der dritte Bär auf unserer Reise!
Als der Bär verschwunden war, fragte ich die Amerikaner, was sie bei einem Grizzly gemacht hätten. Sie lachten und sagten: „Dann säßen wir schon längst in unserem Motor Home. Nun fragten sie mich, ob es in Deutschland Bären gebe. Ja, es gab mal einen. So erzählte ich ihnen also die Geschichte von Bruno, dem Problembären. Vielleicht erinnert sich noch jemanden an Meister Petz, der in Bayern einwanderte und dort erlegt wurde. Die Amis schüttelten nur ihren Kopf über die Reaktion der bayrischen Behörden. Im Laufe des Abends entspann sich noch eine angeregte Unterhaltung.
Jetzt gab es noch ein Problem zu lösen, denn die Kinder waren nach dieser Begebenheit etwas ängstlich. Erst als Simone erklärte, es wäre noch ein ganz junger Bär auf der Suche nach seiner Mama gewesen, trauten sie sich wieder im Wald spielen, als wäre nichts geschehen.
Doch, etwas ist geschehen:
Wir sind seit diesem Tag absolute Yellowstone-Fans!
Gruß
Harald