Tag 9 Stadtspaziergang und Szenenwechsel
Heute wollte wir die Innenstadt noch ein bisschen zu Fuß erkunden, bevor am Abend unser Flug nach Houston ging. Dazu wollten wir früh aufstehen, um den Schlangen an den Cables Cars zu entgehen. Natürlich standen wir wieder mal zu spät auf. Auf der Fahrt zum Ghirardelli Square kreuzten wir die Lombard Street, die wir gleich ein Stück entlang fuhren. Es ging auf und ab. Eine Steigung war besonders steil. Ich musste den Equinox schon ordentlich treten, damit wir einigermaßen hochkamen. Am Ende, aber noch in der Steigung, wartete ein Stoppschild und ich betete, dass ich nicht anhalten musste. Nicht an diesem Berg. Zum Glück kam kein Querverkehr und wir die Kreuzung passieren. Während wir auf der anderen Seite den Hügel hinunterfuhren, wurden wir von zahlreichen Leuten fotografiert. Komisch, wenn ich in Deutschland irgendwo einen Berg hinunter fahre, interessiert das keinen Menschen. Wahrscheinlich lag’s aber daran, dass wir gerade die engen Kehren der „crookest road of the world“ hinabsteuerten.
Wir stellten das Auto in einem Parkhaus an der Wharf ab und begaben uns zum Wendepunkt der Powell & Hyde Line.
Dort standen wir zunächst 40 Minuten in der Schlange, bis wir an der Reihe waren. Die Mädels fanden Platz im Inneren, während ich den letzten freien Platz am Trittbrett ergatterte.
Die Fahrt der steilen Hyde Street hinauf war schon urig. Zwischendurch ergaben sich dabei immer wieder Blicke hinunter zu Alcatraz.
Da wir die Entfernungen und das Auf und Ab der Hügel schlecht einschätzen konnten, fuhren wir nicht bis zur Endstation, sondern nur bis zum Cable Car Barn. Von dort wollten wir dann wieder zurücklaufen.
Das Museum zur Geschichte und Technik der Cable Cars selbst war klein, aber interessant.
Nun machten wir einen Abstecher nach Chinatown und mischten uns unter die anderen Touris. In meinen Augen wirkte das Ganze eher touristisch bemüht. Deshalb konnte uns das chinesische Viertel nicht so richtig vom Hocker reißen.
Im italienischen Viertel verzehrten wir noch Pizza. Den Abstecher zum Coit Tower ließen wir nach den tollen Views vom Vortag sausen, statt dessen besuchten wir noch die Seelöwen am Pier 39. Ein paar Peilikane ließen sich auch noch blicken.
Das war wieder ein Anblick, der uns allen gefiel. Es machte großen Spaß den Tieren zuzuschauen, wie sie gegenseitig ins Wasser drängten. Insgesamt fanden wir nach dem tollen Tag gestern die Innenstadt als okay, vor allem dass man sie gut zu Fußen besichtigen kann, fototechnisch gab die Golden Gate aber deutlich mehr her.
Damit hatten wir das Wichtigste gesehen, aber um die Stimmung einer Stadt aufzusaugen bedarf es halt mehr Zeit, um auch mal Dinge abseits der Hauptwege zu erkunden. Unbestritten ist die Lage der Stadt an sich eine Wucht, und ich kenne kaum eine andere Stadt, die da mithalten kann.
Am Nachmittag machten wir uns auf den Weg zum Flughafen, wo es von der Mietwagenverleihfirma für unsere Unannehmlichkeiten noch etwas Geld zurück gab.
Der Flug nach Houston war für 18.25 Uhr angekündigt, hatte aber Verspätung. Um 19.00 Uhr durften wir dann an Bord. Im Gegensatz zu Deutschland wurden beim Boarden die Reihen nacheinander aufgerufen, nur wir als Familie durften schon zuvor auf unsere Plätze. Wieder einmal konnten wir ein Beispiel für die Kinderfreundlichkeit in diesem Land erleben.
Nach einem ruhigen Flug breiteten sich die Lichter der viertgrößten amerikanischen Stadt unter uns aus.
Die Kinder verschliefen den Landeanflug komplett, und am 11. August um 00.45 Uhr Ortszeit (22.45 Uhr Pacific Time) betraten wir texanischen Boden. Am Gepäckband wurden wir schon von meinem Neffen und seiner Frau erwartet. Nachdem Anthony zu vielen unserer Familienfesten (z.B. Hochzeit, Taufe der Kinder) herübergekommen war, war es für uns keine Frage gewesen, seiner Einladung nach Houston zu folgen. Und wenn man vielleicht nur einmal im Leben die Gelegenheit hat, etwas zurückzugeben, dann muss man das auch tun. So war es auch kein Zufall, dass wir genau an seinem Geburtstag in seiner Stadt landeten ...
Gruß
Harald