Tag 19 Grand Canyon
Alle hatten erstaunlich gut geschlafen und waren bereit für den neuen Tag. Die Fahrt zum Grand Canyon war nicht allzu weit, so dass wir gemütlich aufbrechen konnten. Dabei stellte sich schon so etwas wie Routine ein.
Bei Williams stand die Tanknadel bei Viertel. Zeit also für den ersten Tankstopp. Ein paar Minuten später waren wir um 100 $ ärmer, und das ab jetzt etwa jeden zweiten Tag. Als wir Richtung Tusayan abbogen, wurde der Verkehr immer spärlicher.
Jetzt machte es richtig Spaß mit unserem Gefährt durch diese schöne Gegend zu schippern, und so langsam begannen wir zu verstehen, warum so viele Leute von dieser Art des Reisens begeistert sind. Am späten Vormittag fanden wir noch einen schönen Rastplatz, wo wir Sandwiches verdrückten.
Schließlich waren wir um 13.00 Uhr da. Am Mather Point war die Hölle los, nirgendwo war ein Parkplatz zu erhaschen, so dass wir erst mal zum Mather Campground fuhren, wo wir die Site 16 reserviert hatten. Während das Trailer Village ausgebucht war, waren dort übrigens noch Stellplätze zu haben. Auf dem Weg dorthin sahen wir die ersten Deers.
Am Campground hielten wir erst mal Siesta.
Die Kinder sammelten Schätze in Form von Steinchen, Rindenstücken und Zapfen. Während Simone um 14.30 Uhr unserer sehr frühes Nudel-Tomatensauce-Abendessen kochte, vollendeten wir einen Steinkreis, den irgendwer vor uns begonnen hatte. Vielleicht wird jemand irgendwann spekulieren, wer diesen Steinkreis geschaffen hat, prähistorische Kulturen oder Aliens oder doch eine fränkische Familie?
Mit dem Shuttle fuhren wir dann zum Yavapai Point. Bald würden wir also an der größten Schlucht der Welt stehen.
Noch 30 Meter.
Noch 20 Meter.
Noch 15 Meter.
Plötzlich ließ uns eine leise Stimme inne halten.
„Mama, ist das echt?“, flüsterte Amelie.
Sie hatte ein Squirel entdeckt, das völlig regungslos und total unscheinbar auf einem Stein lag. Wir hatten es glatt übersehen, aber Amelie Adlerauge entging so schnell nichts. Da standen wir also 15 Meter vor der Kante des Grand Canyon und was schauten wir uns an: Hörnchen!
Schließlich kamen wir dann doch noch zum Aussichtspunkt. So richtig lässt sich gar nicht beschreiben, wenn man das erste Mal in diese Schlucht blickt. Ehrfurcht trifft’s vielleicht am ehesten.
Wir blieben eine Weile am Yavapai Point, ehe wir wieder den Shuttle bestiegen. Unser Ziel war der Mohave Point, von dem wir dann kurze Stück zu unserer Sunset-Location, dem Hopi Point zurückliefen. Der Weg, der stellenweise nur wenige Schritte von der Abbruchkante entfernt verlief, war schnell geschafft. Am Hopi Point hatten sich schon viele Leute versammelt, und die Shuttle Busse karrten immer noch mehr heran. Ich schätze, dass es am Ende schon ein paar Hundert Menschen waren. Trotz der Massen war es faszinierend, wie sich allmählich die Schatten in die Schlucht schoben und die Gesteinsschichten erglühten.
Aber auch der Blick in die andere Richtung war klasse.
Als das Sonnenuntergangsspektakel vorüber war, wurden wir Zeuge der perfekten Organisation in diesem Park. Ein Bus nach dem anderen kam, um die vielen Leute zurückzubringen, und auch wir waren nach nur einer Dreiviertelstunde nach Aufbruch am Hopi Point wieder am Wohnmobil. So konnte das von uns aus weitergehen.
Ein Blick auf den Routenplaner verhieß für den nächsten Tag mit 150 Meilen einen relativ entspannten Fahrtag. Wie hätten wir auch schon ahnen können, dass daraus 250 Meilen werden sollten.
Harald