Donnerstag, 25.8.16 Baxter SP
Kurze Erinnerung: So sieht unser perfekter Tag im Baxter SP aus:
Frühe Fahrt in den Park, Wanderung über den Sandy Stream Pont auf den South Turner Mountain mit superber Aussicht auf den Kathadin, anschließend ein bisschen Kanu fahren und an einem der Seen gemütlich chillen und den Elchen zuschauen.
Für unsere Verhältnisse kommen wir früh los. Um 8.00 sind wir auf der Piste. Auch wenn Millinocket das Tor zum Baxter SP dauert die Fahrt bis zum südlichen Gate doch eine gute halbe Stunde. Wenn man an diesem Felsen vorbei fährt, weiß man, es ist nicht mehr weit:
Am Gate bekommen wir von einem Ranger einen Tagespermit, wo eingetragen wird, was wir vorhaben. Wir müssen sogar eine Emergency-Nummer angeben, für den Fall das uns etwas passiert. Der Ranger hat leider eine schlechte Nachricht für uns. Der Parkplatz für unsere angedachte Wanderung auf den South Turner Mountain ist bereits belegt (Hinweis: Der Zugang zu den Parkplätzen ist im Park streng reguliert), denn der Roaring Brook Campground ist gleichzeitig der Ausgangspunkt für die populäre Wanderung auf den Katahdin. Mist, das hatte ich glatt unterschätzt, und ich ärgere mich, dass ich den Parkplatz vorher nicht online reserviert hatte (das geht, gegen eine Gebühr). Als Alternative entscheiden uns schließlich für die Wanderung auf den Sentinel Mountain im Südwesten des Parks, der am Kidney Pond startet.
Auf der Schotterstraße brauchen wir wieder eine ganze Weile bis wir dort sind. Diese „Hauptstraße“ führt durch dichten Wald. Man sieht im wahrsten Sinne des Wortes den Wald vor lauter Bäumen nicht. Die Chancen, Tiere zu sichten sind hier gleich null. Abwechslung bilden höchstens ein paar kleine Sumpfgebiete mit abgestorbenen Bäumen oder kleinere Tümpel.
Nur ganz ganz selten wird bei Flussüberquerungen der Blick bei mal frei wie hier:
Am Kidney Pond finden wir gleich einen Parkplatz, tragen uns ins Trail Book ein und dann wandern wir los. Der Weg führt zunächst schön am Seeufer entlang.
Ein paar Kanus sind unterwegs, man hört das Geschrei spielender Kinder. Elche werden wir hier aber keine sehen, dafür ist der Tag schon zu weit fortgeschritten und vielleicht zu viel los. Mit der Zeit aber wird es immer stiller, eine angenehme Einsamkeit umfängt uns.
Im Hintergrund der Katahdin:
Leider fängt die Kamera an zu spinnen, irgendein Rädchen oder Schalter ist verdreht, was wir aber erst bei der nächsten Rast bemerken. Nach gut 1 km biegt der Weg in den Wald ab und steigt allmählich an. Außer uns sehen wir hier nur drei weitere kleine Wandergruppen, dafür begleiten uns zahlreiche Squirrels.
Genau zur Mittagszeit kommen wir auf dem Gipfelplateau an, um das ein kleiner Loop führt. Wir machen Rast, genießen die (leicht diesige) Aussicht auf den Kathadin und das Spiel der Wolken. Im Indian Summer muss es hier traumhaft sein!
Zurück geht es wieder auf dem gleichen Weg:
Verschwitzt, aber zufrieden, kommen wir nach 10 km und knapp 4 Stunden wieder am Auto an. Es war eine schöne Wanderung.
Da die Mietkanus belegt sind, müssen wir überlegen, was wir mit dem Rest der Zeit anfangen wollen. Wir beschließen weiter zu den Ledge Falls zu fahren. Das sind ein paar Stromschnellen, wo es auch ein paar Badegumpen gibt. Auf der Karte sieht es aus wie ein Katzensprung, aber auf der Schotterstraße braucht man eine gefühlte Ewigkeit. Leider ist es an den Ledge Falls ziemlich voll und laut und die Mädchen haben keine Lust, dort zu bleiben.
Alle anderen interessanten Ziele sind auch nur im Rahmen einer weiteren Wanderung zu erreichen, wofür sich keiner bei 30 ° Celsius motivieren war. Wir beschließen noch einen der auf der Karte eingezeichneten Picknickplätze aufzusuchen. Auch diese Fahrt zieht sich. Nichts als Wald. Keine Tiere. Nur ein Raubvogel stürzt kurz vor dem Auto aus der Luft herunter, krallt sich ein Squirrel und verschwindet gleich wieder. Das Ganze geht so schnell, dass es die Kinder auf den Rücksitzen gar nicht mitbekommen.
Mittlerweile sind wir so tief im Park, dass es sich für die Rückfahrt nicht mehr lohnt, den Weg auf der Schotterstraße zurückzufahren. Stattdessen empfiehlt uns das Navi, den Park zu durchqueren, was wir auch tun. Unterwegs kommt noch eine Stichstraße zu einem der Seen im Parkinneren, aber ein Blick zu meiner Frau sagt mir, dass ich das erst gar nicht vorschlagen brauche. Unser letztes Bild vom Park:
Nach unserer unfreiwilligen Parkdurchquerung fahren wir dann schließlich zurück nach Millinocket. Und so haben wir viel mehr Zeit im Auto verbracht, als wir je gedacht hätten.
Als ich dort die Mails checke, ist auch eine von Booking.com dabei. Der Typ vom Motel Vue Belvedere in Saint-Siméon, wo wir vorgestern das Zimmerupgrade in Anspruch genommen haben, behauptet, wir wären gar nicht erschienen, weshalb das ursprüngliche über Booking reservierte Zimmer gegen eine Gebühr von 99CAD storniert worden ist. Wir können das kaum glauben! Jede Menge Schimpfwörter, die ich hier nicht nennen kann, kommen mir in den Sinn. Manche sage ich auch. Wir schreiben natürlich sofort eine Richtigstellung (und haben ja den Kreditkartenbeleg). Die restliche Zeit verbringen wir wieder im Pool, wo meine Wut allmählich verraucht.
Den morgigen Tag können wir ganz entspannt angehen, denn die Fahrt zum Acadia NP ist doch recht überschaubar.
Fazit Baxter State Park:
Den Baxter SP bekommt man nicht im Vorübergehen (besser im Vorbeifahren) geschenkt, man muss in sich verdienen. Der richtige Charakter des Parks erschließt sich nur abseits der Straße. Im Rahmen eines Tagesausfluges ist es auf jeden Fall besser, sich auf ein begrenztes Gebiet zu beschränken. Das haben wir nur teilweise geschafft, aber die Dimension des Schutzgebietes trotz gefühlter guter Vorbereitung doch noch unterschätzt. Ich würde trotzdem jederzeit wieder hierher kommen und die stimmungsvollen Dämmerungszeiten oder noch besser mindestens eine Nacht im Park verbringen.
Strecke: 129 mi
Unterkunft: Kathadin Inn &Suites (Innenpool, Frühstück)
Eintritt Baxter SP: 14 USD
Gruß
Harald